„Jump“ von Van Halen ist einer DER ikonischen Rocksongs der 80er Jahre. Dies liegt vor allem an seinem wiedererkennbaren Synth-Riff. Und genau dieses wollen wir heute nachbauen. Dabei geht es mir ausschließlich um das Sound Design und nicht um die Komposition an sich – also die Noten der Akkorde. Diese bekommt man aber problemlos, wenn man im Internet nach den entsprechenden MIDI-Files googelt. Auch auf YouTube gibt es schöne Tutorials dazu. Wir wollen heute jedoch in diesem Tutorial ein bisschen an den Reglern schrauben…
Ganz unten findest Du auch eine Hörprobe, wie der Synthesizer am Ende klingt. Ebenso befindet sich dort dieses Tutorial hier in Video-Form.
Eine kleine Analyse der Originals
Wie Du vielleicht schon in meinem Tutorial zum Martinshorn-Sound oder zum Doppler-Effekt gemerkt hast, bin ich ein Freund von Analysen. Hier noch einmal ein kleiner Reminder, wie sich das Original von Van Halens „Jump“ anhört:
Bei dem damaligen Synthesizer handelte es sich um einen Oberheim OBx-A – einen polyphonen Synthesizer, der auf analoger, subtraktiver Synthese beruht. Der Klang hört sich stark nach abgedämpften Sägezahn-Wellen an. Insgesamt ist der Sound nicht sonderlich verstimmt und die Anzahl an Oscillatoren scheint ebenso überschaubar. Außerdem ist der typische 80er-Jahre-Hall nicht zu überhöhen.
Was ebenfalls zu bedenken ist: Bei Van Halen handelt es sich um eine Rockband. Das heißt, dass beim Mixdown der Musik ohnehin sehr viele Verstärker und ähnliches eingesetzt werden, um die Gitarren zu verzerren. Gerüchten nach haben die Produzenten solche Distortion- und Amplifier-Effekte aber nicht nur bei den Gitarren eingesetzt, sondern auch bei den Synthesizern…
Das reicht uns an Hintergrund-Wissen, um mit dem Schrauben des Sounds anzufangen. Ich nutze hierfür mal wieder NI Massive als Synthesizer und Cubase* als DAW. Ihr könnt im Grunde fast jeden Synthesizer benutzen, der polyphon ist und auf subtraktiver Synthese beruht. Modelle wie Emulationen eines Minimoog oder einer 303 scheiden aus, weil diese nicht mehrere Töne zur gleichen Zeit spielen können.
Und hier habe ich Dir ein paar kostenlose Downloads zusammengestellt.
Der Grund-Klang
Wie gesagt ist der Grund-Klang von „Jump“ gar nicht so kompliziert. Unsere Basis ist eine reine Sägezahn-Welle.
Diese müssen wir verdoppeln. Ich nutze hierfür die Voicing-Sektion und stelle die Anzahl der Stimmen auf 2. Das Detuning stelle ich auf 0.13 Semitöne (also 13 Cents).
Danach widmen wir uns der Amplituden-Hüllkurve. Ein besonderes Augenmerk gilt jetzt der Attack-Phase, die man sehr genau einstellen muss. Am besten machst Du im Verlauf des Prozesses immer wieder kleine Anpassungen. Die groben Einstellungen für die Hüllkurve lauten wie folgt (Angaben der Drehregler in Uhrzeiten):
- Attack: 8:30 Uhr
- Decay: 13:30 Uhr
- Sustain (=Level): 16 Uhr
- Release: 10:30 Uhr
Filter und Filter Envelope
Aktuell ist der Sound noch zu statisch und hat zu viele hohe Frequenzen. Das klingt noch nicht zu 100% nach dem originalen „Jump“. Deshalb werden wir nun einen Lowpass-Filter (LP4) einsetzen, um die hohen Frequenzen etwas zu dämpfen. Stelle den Wert für den Cutoff auf 13 Uhr. Als nächstes kannst Du die Resonanz ganz langsam hinzumischen, bis es angenehm klingt. Ich habe den Resonanz-Regler auf 8 Uhr gestellt.
Dann werden wir eine Hüllkurve kreieren, die den Cutoff-Regler modulieren soll. In Massive ziehe ich dafür den Filter 1 per Drag’n’Drop auf den Cutoff. Der Modulations-Bereich soll bis circa 15 Uhr ragen.
Jetzt geht es an die Einstellungen des Filter-Envelopes:
- Attack: 10 Uhr
- Decay: 14 Uhr
- Sustain (=Level): 16:30 Uhr
- Release: 8 Uhr
Auch hier gilt: Am besten schraubst Du im weiteren Verlauf immer mal wieder ein bisschen am Attack. Denn dieser ist ganz entscheidend, um diesen leicht aufschnappenden Sound zu erzeugen.
LFO: Noch ein bisschen Modulation…
LFOs sind tolle Werkzeuge, um Klänge lebendiger zu machen. Und ein Titel, der sich „Jump“ nennt, muss doch lebendig sein, oder? Aus diesem Grund setzen wir LFO 5 an, um den Pitch unseres ursprünglichen Oscillators zu modulieren – und zwar ganz dezent (0.10 Semitöne).
Die Modulations-Kurve soll ein reiner Sinus sein. Die Rate habe ich in Massive auf etwa 13 Uhr eingestellt.
Effekte
Wie ich bereits erwähnt habe, ist „Jump“ ein Rocksong und enthält auf den Gitarren einiges an Verzerrung. Selbige Technik kann man auch ganz subtil auf dem Synthesizer anwenden. Massive hat hierfür einige schöne Röhren-Verstärker. Ich entscheide mich für den Classic Tube, bei dem ich den Drive auf 13 Uhr und den Mix-Regler auf 8 Uhr stelle.
Zuvor habe ich außerdem den Feedback-Regler ein wenig hochgezogen, um einen Sättigungseffekt zu erzeugen.
Ein weiterer Effekt, der nicht fehlen darf, ist natürlich der Hall. Denn aktuell klingt unsere Version von „Jump“ einfach noch sehr trocken und darum noch nicht nach dem Original. Das wollen wir jetzt ändern. Ich nutze der Einfachheit halber den in Massive eingebauten Reverb. Die Einstellungen lauten wie folgt:
- Dry/Wet: 8 Uhr
- Size: 13:30 Uhr
- Density: 10 Uhr
- Color: 14 Uhr
Mit den Einstellungen oben erhalten wir einen sehr hellen Hall, der deutlich im Gesamtklang zu hören ist.
Ich habe übrigens in meinem ursprünglichen Projekt einen externen Hall benutzt, anstatt den eingebauten in NI Massive zu verwenden. Und zwar benutze ich den RC48 von Native Instruments, bei dem ich das Preset „Fat Synth“ auswähle.
Experten-Wissen
An und für sich ist der Sound eigentlich fertig. Er klingt doch schon sehr nach dem „Jump“ aus dem Original. Dennoch möchte ich Dir an dieser Stelle noch ein bisschen Experten-Wissen mit auf den Weg geben. Wir werden final noch ein bisschen Finetuning vornehmen, um den Sound noch echter klingen zu lassen.
Zunächst füge ich deshalb in Cubase in meinem Insert-Slot einen Bandsättigungs-Effekt hinzu. Dafür benutze ich das Plugin „Magneto“, das bereits in Cubase enthalten ist.
Im letzten Schritt werde ich eine Technik benutzen, die der Parallel-Kompression ähnelt. Allerdings benutze ich keinen Kompressor, den ich auf einer zweiten Spur hinzumische, sondern einen Amplifier (zum Beispiel Guitar Rig 5). Diese verzerrte Spur mische ich der Original-Spur ganz subtil bei, sodass der Klang ein bisschen mehr Crunch bekommt. Dies soll aber kaum hörbar sein.
Fertig ist unser eigens kreierter Jump-Sound!
So hört es sich an, wenn wir mit diesem Preset ein Synth-Riff spielen. Aus urheberrechtlichen Gründen habe ich absichtlich ein neues eingespielt. Aber ich denke, wir sind uns einig: Es klingt nach wie vor sehr stark nach Van Halen.
Und hier gibt es dieses Tutorial nochmal im Video-Format:
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