Politiker imitieren und Parodie aufnehmen

Mikrofon vor Bühne

Hast Du schon einmal probiert, einen Politiker zu imitieren? Vielleicht hast Du eine bestimmte Person, die Du besonders gut nachmachen kannst. In diesem Beitrag möchte ich Dir zeigen, wie Du dieses Talent benutzen kannst, um Videos zu vertonen, die extrem realistisch wirken.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht. Aber ich bin in den 90ern aufgewachsen und habe samstags immer „Die Wochenshow“ geschaut. In dieser Kult-Sendung wurden regelmäßig Politiker und andere Promis parodiert. Eines meiner Lieblingsformate war dabei „Bonnanza“, wo Szenen aus dem Bundestag gezeigt wurden. Allerdings war der Soundtrack nicht der Originalton, sondern eine nachträglich aufgenommene Parodie. Schon damals wusste ich, dass ich so was auch mal machen möchte – Politiker imitieren.

Diese Inspiration hat letztlich dazu geführt, dass ich mit großer Freude Menschen nachmache. Dazu zählen allerdings nicht nur Pomis aus dem Fernsehen, sondern auch Leute aus dem Bekanntenkreis. Aber: Psssst! 🤫


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Letzten Herbst habe ich ein Video von Angela Merkel genommen, um einem Freund originell zum Geburtstag zu gratulieren. Bedeutet: Ich habe Frau Merkel gesprochen, wie sie besagtem Freund Geburtstagswünsche sendet. Dieses Video existiert jedoch aus urheberrechtlichen Gründen nur im privaten Umfeld und ich habe es nirgendwo veröffentlicht. Nichtsdestotrotz habe ich zumindest ein Making-of-Video für YouTube gebastelt. Und mit diesem Blogbeitrag liefere ich Dir zusätzlich noch eine Textanleitung, wie Du Politiker imitieren kannst.

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„Performance is the key!“

Damit eine gute Imitation gelingen kann, solltest Du ein gewisses Talent mitbringen. Allerdings musst Du auch nicht der weltbeste Imitator sein. Denn um es Dir ehrlich zu sagen: Angela Merkel ist definitiv nicht meine Paraderolle. Es gibt Leute, die diese Frau viel besser imitieren können als ich. Aber um einen Geburtstagsgruß mit Überraschungseffekt zu produzieren, haben meine Fähigkeiten locker ausgereicht. 😁

Lass mich Dir trotzdem ein paar Tricks verraten, wie Du Deine Performance optimieren kannst, um Politiker zu imitieren. Leute wie Matze Knop oder Max Giermann, die damit ihr Geld verdienen, permanent andere Berühmtheiten zu parodieren, studieren Ihre „Opfer“ regelrecht. Auch Du kannst das tun. Schaue Dir alle möglichen Clips von der Person an, die Du imitieren möchtest. Da es in unserem Fall um eine Sprachaufnahme geht, die wir erzeugen möchten, solltest Du genau hinhören. Hier ein paar Leitfragen:

  • Wie ist die Sprachmelodie der Person?
  • Gibt es Floskeln, die die Person immer wieder verwendet?
  • In welchem Dialekt spricht die Person?
  • Lispelt die Person oder gibt es andere Auffälligkeiten in der Sprache?
  • Was ist an der Körperhaltung auffällig? (Die Körperhaltung hat einen großen Einfluss auf den Klang der Stimme.)

Des Weiteren solltest Du das Videomaterial, das Du neu vertonen möchtest, genau studieren. Schaue es Dir ruhig zehnmal an und achte beispielsweise darauf, wo die Person Pausen einbaut. So machst Du Dich mit dem Video vertraut und kannst am Ende synchron zum Video sprechen. Hierbei ist es auch hilfreich, wenn Du zum Teil die gleichen Wörter an der entsprechenden Stelle verwendest wie im Originalmaterial.

Sprachaufnahme bearbeiten: EQ & Kompressor

Die Sprachaufnahme ist im Kasten? Prima! Wenn nicht alles super synchron sitzt, ist das auch kein Problem. Denn Du kannst natürlich in Deiner DAW das Timing verändern, indem Du die Audio-Events in der Spur nach vorne oder nach hinten verschiebst.

Doch nicht nur das Timing ist Teil des Sound-Editing. Eventuell musst Du auch ein bisschen Rauschen aus der Aufnahme entfernen oder die Lautstärke angleichen. Damit die Lautstärke ein ausgeglichenes Level hat, benutzt man Kompressoren. Ich habe für meine Angela-Merkel-Imitation zwei Kompressoren benutzt. Der erste hatte eine kurze Attack-Zeit, um die Peaks abzufangen. Dahingegen war die Aufgabe des zweiten Kompressors, allgemeine Ungleichheiten in der Lautstärke auszugleichen. Dafür benutzt man dann längere Attack-Zeiten.

Zudem habe ich einen EQ eingesetzt. Einerseits sollte dieser mit einem Low-Cut die tiefen und ungewollten Frequenzen abfangen und herausfiltern. Andererseits habe ich den EQ bewusst als Stilmittel eingesetzt, um den Sound noch realistischer klingen zu lassen. Schließlich haben die Mikrofone aus dem Bundestag ein ganz bestimmtes Klangbild. Es handelt sich nämlich um Array-Mikrofone (Microtech Gefell KEM 975), die eine starke Richtwirkung haben und deshalb einen sehr speziellen Frequenzgang aufweisen. Frequenzgang bedeutet, dass manche Frequenzen stärker betont sind als andere. Ich habe deshalb die Einstellungen im EQ an den Frequenzgang des Mikrofons angepasst (siehe diese PDF-Datei).

Delay und Reverb für eine realistische Raumakustik

Wenn Du Dir den aktuellen Stand Deiner Aufnahme anhörst, dann klingt sie zwar schon ganz gut. Aber ein paar Details fehlen, damit sie absolut realistisch klingt. Im nächsten Schritt soll der Raumklang des Bundestages nachgebildet werden – und zwar mit Delay und Reverb.

Für den Delay wähle ich einen einfachen Mono-Delay ohne viel Feedback. Dies soll den klassischen Klischee-Sound erzeugen, den man auch von politischen Reden aus Filmen kennt. Denn durch die Lautsprecher im Raum wird die Sprache zweimal aufgenommen – einmal direkt und einmal als Rückkopplung über die Lautsprecher. Und diesen Effekt kann man eben mit einem einfachen Delay wunderbar nachbilden.

Die nächste Komponente beim Raumklang ist der Reverb (also der Hall). Denn jeder Raum hat eine ganz bestimmte Akustik, da er bestimmte Frequenzen stärker reflektiert als andere. Es gibt zwar eine Möglichkeit, mithilfe der Sabineschen Formel die Nachhallzeit eines Raumes zu berechnen oder auf einen Faltungshall zurückzugreifen. In unserem Fall geben wir uns aber damit zufrieden, ein passendes Preset aus unserem Hall-Plugin zu wählen. Damit ist das Ergebnis vielleicht nicht 1:1 wie im Bundestag. Dennoch reicht es, um beim Hörer einen realistischen Eindruck zu hinterlassen.

Wichtig ist, dass Du denselben Hall nicht nur auf die Sprache anwendest, sondern auf alle Sounds, die wir im weiteren Verlauf noch ergänzen. Hierfür setzt Du den Hall nicht als Insert-Effekt, sondern als Send-Effekt ein. Auf diese Weise kannst Du jeder Spur unterschiedlich viel Hall hinzumischen.

Atmo: Wie klingt der Bundestag?

Wir sind mit der Bearbeitung unserer Sprachaufnahme fertig. Aber wenn man Videos vertont, ist die Sprache nur eine Komponente. Ein Soundtrack besteht in der Regel aus vier Komponenten: Musik, Atmo, Soundeffekte und eben Sprache.

Um nachträglich eine Atmo zu erzeugen, musst Du Dich fragen, aus welchen Komponenten sich der Klang des Raumes zusammensetzt, wenn niemand redet und der Raum leer ist. Diese Überlegung ist häufig gar nicht so einfach. Im Beispiel des Bundestages habe ich mich für eine Verkehrs-Atmo aus Berlin entscheiden, die ich stark in den hohen Frequenzen gedämmt habe. Denn der Verkehr ist draußen und hohe Frequenzen wandern nicht durch Wände hindurch.

Zudem habe ich eine Belüftungsanlage aus weißem Rauschen synthetisch erzeugt.

Wie bereits erwähnt solltest Du den oben erzeugten Reverb auf die Atmo-Spuren anwenden. Die Atmo mischt man im Vergleich zur Sprache nur leise hinzu.

Letzte Details: Das Publikum

Zuletzt habe ich noch ein Publikum hinzugefügt, indem ich einige Räusper-Geräusche aufgenommen habe. Diese habe ich dann über das Panning rechts und links im Raum verteilt. Außerdem habe ich am Ende den Sound-Effekt eines klatschenden Publikums aus einem Archiv heruntergeladen und im Soundtrack ergänzt. Auf all diese Spuren habe ich ebenfalls den Hall von oben angewendet.

Zusammenfassung

Wie Du gesehen hast, ist es gar nicht so schwer, Politiker zu imitieren und daraus ein realistisches Video zu produzieren. Am Anfang steht Dein Talent, wie gut Du andere Menschen nachmachen kannst. Hast Du erstmal eine halbwegs synchrone Aufnahme im Kasten, geht es an die Nachbearbeitung.

Zunächst bearbeitest Du die Sprachaufnahme mit EQ und Kompressor. An dieser Stelle kannst Du auch Timing-Probleme korrigieren und Rauschen aus der Aufnahme entfernen.

Danach sorgst Du mit Delay und Reverb für eine realistische Raumakustik. Hierbei solltest Du den Reverb als Send-Effekt benutzen, um ihn nachher auch auf andere Spuren anwenden zu können.

Die letzten Schritte bestehen darin, eine Atmo für den Bundestag zu erzeugen und ein Publikum hinzuzufügen. Für die Atmo habe ich Verkehrsgeräusche aus Berlin sowie eine synthetisch erzeugte Klimaanlage benutzt. Das Publikum habe ich zum Teil selbst gespielt, indem ich ein paar Mal vor dem Mikrofon geräuspert habe.


**Beitragsbild von Matthew Jungling auf Unsplash


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