Hast Du Dich schon einmal gefragt, wie man eine Darth Vader Stimme selbst erzeugen kann? In diesem Artikel möchte ich Dir nicht nur diesen, sondern weitere Hollywood-Soundeffekte zeigen. Dabei geht es sowohl um die Geschichte hinter den Sounds als auch um die konkrete Umsetzung beim Sound Design. Folgende Filme werde ich in diesem Beitrag beleuchten: Star Wars, Indiana Jones, Jurassic Park, Die Vögel sowie Herr der Ringe.
In meinem Beitrag über die vier Ebenen eines Soundtracks habe ich bereits geschildert, dass Soundeffekte neben der Filmmusik eine wichtige Komponente in der Tonspur eines Filmes sind. Sie können einerseits synthetisch erzeugt werden wie beispielsweise mithilfe von weißem Rauchen. Andererseits lassen sich Soundeffekte auch durch Tonaufnahmen echter Gegenstände kreieren. Und mit letzterer Technik kann man auf unheimlich kreative Ideen kommen, wie zum Beispiel Sound Designer Ben Burtt unzählige Male bewiesen hat.
Häufig ist in dem Zusammenhang von Soundeffekten auch von Foley Artists die Rede, wobei dieser Ausdruck ursprünglich nur Geräuschemacher beschreibt, die Geräusche parallel zum Bild performen. Der Ausdruck geht auf Jack Foley zurück, der sozusagen der erste Geräuschemacher war und eine Reihe von Praktiken entwickelt hat, die heute noch verwendet werden. Nichtsdestotrotz wird der Begriff „Foley“ heute auch synonym für die Aufnahme jeglicher Soundeffkte benutzt, mit denen ein Film vertont werden soll.
Star Wars: Darth Vader Stimme
Viele scheitern beim Nachahmen der Darth Vader Stimme, weil sie lediglich versuchen, die eigene Stimme tiefer zu pitchen. Dabei ist der Sound doch ein wenig komplexer. Zunächst einmal entscheidet der Charakter einer Stimme schon über den Erfolg. Eine Kinderstimme wird nie nach Darth Vader klingen – egal wie sehr man in der Postproduktion mit Effekten arbeitet. Ein Udo Lindenberg hingegen wäre prädestiniert, um Darth Vader zu sprechen. Oder eben James Earl Jones himself. Es muss in der Stimme also ein gewisser Anteil tiefer Frequenzen vorhanden sein.
Ein weiteres Kriterium, das über die Qualität des Endergebnisses entscheidet, ist die Wahl des passenden Mikrofons. Hier wählst Du am besten ein Großmembran-Mikrofon. Hast Du die Aufnahme im Kasten, dann besteht die Postproduktion aus vier Schritten. Zuerst musst Du die Aufnahme tiefer pitchen. Ein guter Richtwert sind drei bis vier Semitöne. Dies variiert allerdings auch je nach Stimmlage. Danach musst den Sound der Maske durch sehr kurze Delay-Zeiten simulieren (4 – 10 ms). Durch diese Dopplung entsteht der sogenannte Kammfilter-Effekt, durch den Frequenzen kammartig ausgelöscht werden. Dieser Effekt war gerade in den 80ern typisch für Roboter-Stimmen. Jetzt benötigst Du noch den Sound einer Tauchflasche, den Du ebenfalls ein wenig tiefer stimmst. Diesen setzt Du in die Sprechpausen Deiner Sprachaufnahme. Zuletzt musst Du auf alles noch einen Reverb legen, um dem Ganzen etwas mehr Raum zu geben.
Wichtiger Hinweis: Sei gewarnt! Das Atmen von Darth Vader ist markenrechtlich durch LUCASFILM geschützt. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Hörmarke. Wenn Du diesen Sound also nachbauen möchtest, dann solltest Du den Film (oder was auch immer) nicht kommerziell veröffentlichen!
Star Wars: Lichtschwert
Für den Klang des Lichtschwerts hat Sound Designer Ben Burtt damals viel herumexperimentiert. Letztlich setzt sich der Sound aus zwei Komponenten zusammen. Zum einen hat Burtt das Brummen eines Filmprojektors im Leerlauf aufgenommen und zum anderen das Flickern einer TV-Röhre. Diese beiden Sounds hat er zusammen über einen Lautsprecher wiedergegeben, um dieses Geräusch erneut mit einem Richtmikrofon aufzunehmen. Dabei hat er das Mikrofon entsprechend der Lichtschwert-Bewegungen im Film hin und her geschwungen, um so eine Variation im Klang zu erzeugen.
Star Wars: Laser-Pistole
Die Schussgeräusche der Laser-Pistolen in Star Wars hat Burtt erzeugt, indem er Steine gegen das Abspannseil eines Funkmastes geworfen hat. Die lange drahtige Ausklingphase des Sounds gibt ihm einen sehr elektronischen Charakter. Eine alternative Methode besteht darin, statt dem Abspannseil eine sogenannte „Slinky Metall Spirale“ zu verwenden. Dies ist ein Spielzeug, das Du in fast jedem Spielgeschäft für Kinder findest. Oder hier auf Amazon*. Du musst diese Spirale nun an zwei Ständern aufspannen und in der Mitte der Spirale ein Kontaktmikrofon* befestigen. Nun brauchst Du nur noch mit einem festen Gegenstand wie beispielsweise einem Kugelschreiber gegen die Spirale zu schlagen. Schon hast Du eine Aufnahme, die dem Sound von Ben Burtt sehr nahe kommt.
Übrigens kann man den Sound einer Laser-Pistole auch im Synthesizer nachbilden. Ich habe einen Sound gestaltet, der meiner Meinung nach dem aus Star Wars schon relativ nahe kommt. Du findest ihn auf meinem Audiojungle-Profil.
Star Wars: Chewbacca
Chewbacca ist das fellige Wesen, das Han Solo in den Star Wars Filmen begleitet. Optisch erinnert es ein bisschen an einen Bären. Kein Wunder, dass Ben Burtt dieselbe Intention hatte. Als er das Drehbuch gelesen hatte, ging er ein Jahr lang auf die Jagd nach diversen Tiergeräuschen. Unter anderem nahm er dabei Bären, Löwen, Dachse, Walrosse und Seerobben auf. Diese Geräusche hat er dann so zusammengeschnitten, dass sie zu den jeweiligen Emotionen von Chewbacca gepasst haben.
Indiana Jones: Felsbrocken
In der Episode „Jäger des verlorenen Schatzes“ verursacht Indiana Jones aus Versehen einen Mechanismus, der einen riesigen Felsbrocken loslöst. Dieser Felsbrocken wurde in Wirklichkeit jedoch aus Kunststoff hergestellt und hatte in der Filmaufnahme keinen glaubhaften Klang. Um ihn akustisch zum Leben zu erwecken, kam Sound Designer Ben Burtt auf eine geniale Idee: Sein Sound basiert auf einem Auto, das über Schotter fährt. Angeblich hatten die Steine einen Durchmesser von fast zehn Zentimetern!
Jurassic Park: Tyrannosaurus
Bereits bei Chewbacca haben wir gesehen, dass Tiergeräusche eine tolle Grundlage darstellen, um andersartige Wesen zu vertonen. Entsprechend hat Sound Designer Gary Rydstrom das Brüllen des Tyrannosaurus aus mehreren Tierstimmen zusammengesetzt, die er tiefer gepitcht hat. Er hat sie also einfach langsamer abgespielt als im Original. Zu den Tieren, die er aufgenommen hat, zählen zum Beispiel ein Baby-Elefant, ein Krokodil, ein Tiger und sogar sein eigener Hund.
Die Vögel
Bisher haben wir uns in diesem Artikel nur Sounds angeschaut, die auf realen Aufnahmen basieren. Um die Krähen aus Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ zu vertonen, hat Sound Designer und Komponist Oskar Sala auf ein damals innovatives Gerät zurückgegriffen: Mithilfe des Trautoniums konnte er synthetische Klänge erschaffen, die denen echter Vögel sehr nahe kamen. Ein Trautonium ist ein elektronisches Musikinstrument, das als der Vorläufer des heutigen Synthesizers angesehen wird. Es besitzt einen obertonreichen Tongenerator und einen Formantfilter.
Herr der Ringe: Bäume
Wie erweckt man einen Baum zum Leben? In „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ können Bäume sogar reden und laufen. Die Schritte wurden aus gefällten Bäumen erstellt, um die Pflanzen mächtig und groß wirken zu lassen. Deren Sprache wurde von Synchronsprechern aufgenommen und dann durch Lautsprecher wiedergegeben. Diese wurden zur Wiedergabe extra in einen selbst angefertigten Tunnel aus Holz gestellt, um das Ganze erneut aufzunehmen. So hat die Sprachaufnahme einen hölzernen Charakter bekommen.
Weitere Beispiele
Es gibt noch viele weitere Beispiele für die kreative Herangehensweise von Hollywoods Tongestaltern. Dabei gibt es auch einige Soundeffekte, bei denen es sich bewährt hat, diese immer und immer wieder auf dieselbe Art zu erzeugen. Wenn Du mehr über diese Techniken der Geräuschemacher herausfinden möchtest, dann empfehle ich Dir mein Buch, das ich unten auch verlinkt habe.
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**Titelbild by CloudyPixel on Unsplash
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